Beziehungsanarchie
- Leyla Stuber
- 9. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Beziehungen jenseits von Normen und Hierarchien
Die meisten von uns wachsen mit klaren Vorstellungen darüber auf, wie Beziehungen „richtig“ zu sein haben: romantisch, monogam, exklusiv, mit klaren Etiketten und Erwartungen. Doch was, wenn diese Schablonen nicht zu unserem Leben passen? Was, wenn wir Beziehungen nicht nach gesellschaftlichen Vorgaben, sondern nach unseren eigenen Bedürfnissen gestalten möchten?
Beziehungsanarchie ist eine Haltung, die genau das ermöglicht.
Was ist Beziehungsanarchie?
Beziehungsanarchie (engl. Relationship Anarchy) ist ein Beziehungsmodell, das sich bewusst von gesellschaftlichen Normen und Hierarchien löst. Es wurde maßgeblich von der schwedischen Aktivistin Andie Nordgren geprägt, die 2006 das „Relationship Anarchy Manifesto“ veröffentlichte. Dieses Manifest betont, dass Liebe keine begrenzte Ressource ist und jede Beziehung einzigartig gestaltet werden kann.
Im Gegensatz zu traditionellen Beziehungsmodellen, die Beziehungen in Kategorien wie „Freundschaft“, „romantische Partnerschaft“ oder „Ehe“ einteilen, betrachtet die Beziehungsanarchie jede Beziehung als individuell und gleichwertig. Es gibt keine vordefinierten Rollen oder Erwartungen; stattdessen werden Beziehungen durch offene Kommunikation und gegenseitiges Einverständnis gestaltet.
Die Grundprinzipien der Beziehungsanarchie
Keine Hierarchien: Alle Beziehungen—ob romantisch, platonisch oder familiär—werden als gleichwertig betrachtet. Es gibt keine „primären“ oder „sekundären“ Beziehungen.
Individuelle Gestaltung: Jede Beziehung wird nach den Bedürfnissen und Wünschen der Beteiligten gestaltet, ohne sich an gesellschaftliche Normen zu halten.
Offene Kommunikation: Ehrlichkeit und Transparenz sind zentral. Erwartungen, Grenzen und Wünsche werden offen besprochen.
Autonomie und Freiheit: Jede Person behält ihre Unabhängigkeit und trifft Entscheidungen frei, ohne sich durch die Beziehung eingeschränkt zu fühlen.
Beziehungsanarchie in der Praxis
In der Praxis bedeutet Beziehungsanarchie, dass du deine Beziehungen bewusst und individuell gestaltest. Du entscheidest gemeinsam mit deinen Beziehungspartner*innen, welche Form eure Verbindung annimmt—ohne dich an vorgefertigte Modelle zu halten.
Dies kann bedeuten, dass du eine tiefe emotionale Verbindung zu einer Person hast, ohne dass Sexualität eine Rolle spielt. Oder dass du mehrere romantische Beziehungen führst, ohne eine als „wichtiger“ zu betrachten. Es kann auch bedeuten, dass du enge Freundschaften pflegst, die genauso bedeutungsvoll sind wie romantische Partnerschaften.

Beziehungsanarchie und die Living Tree Methode
Die Prinzipien der Beziehungsanarchie haben mich tief inspiriert und waren eine der Grundlagen für die Entwicklung der Living Tree Methode. Diese Methode verbindet die Freiheit und Individualität der Beziehungsanarchie mit systemischer Beziehungsarbeit. Sie hilft dabei, Beziehungen bewusst zu gestalten, Muster zu erkennen und neue Wege der Verbindung zu schaffen.
Mit der Living Tree Methode lade ich dich ein, deine Beziehungen als lebendige, wachsende Systeme zu betrachten—frei von starren Normen und voller Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung.
Neue Beziehungswege brauchen manchmal auch neue Worte. Wenn du Begriffe nachlesen möchtest, habe ich einen Glossar für dich erstellt:
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